Geschichte der Kath. Kirche St. Antonius
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Hl. Antonius der Schutzpatron der Kirchengemeinde Urbar |
Vermutlich ist Urbar, urkundlich erstmalig 1246 erwähnt, im 11. Jh. entstanden und war bis spätestens 1219 Filiale der Mauritiuspfarrei Oberwesel. Nach deren Teilung in die Pfarreien Liebfrauen und St. Martin gehörte Urbar zur Martinspfarrei. 1802 wurde Urbar Filiale von Niederburg, aber schon 1805 nach St. Goar umgepfarrt und kam 1936 erneut zur Pfarrei Niederburg. Seit 1977 bilden die Pfarreien Niederburg und St. Goar eine Pfarreiengemeinschaft.
Einer Urkunde des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg aus dem Jahre 1336 zufolge haben die Einwohner Urbars im Einvernehmen mit Dekan und Kapitel des Martinsstifts eine Kapelle errichtet. Das Recht auf Gottesdienste bestand – bis auf wenige Ausnahmen – für alle Sonn- und Feiertage. Wann die Kapelle allerdings erbaut wurde, ist nicht bekannt, auch nicht ihr Patron. Erstmals wird 1647 der hl. Mönchsvater Antonius als Urbarer Kirchenpatron erwähnt.
Hinsichtlich der Kirchengebäude ist die Quellenlage zunächst weithin dürftig. Nur wenige Daten und Fakten sind überliefert: Nach Peter Schug hatte die Kapelle 1657 wohl 3 Altäre, von denen nur einer zur Messfeier genutzt werden konnte. Der Barockaltar, der auch in der heutigen Kirche Aufstellung fand, trägt auf der Rückseite die Jahreszahl 1715. Eine “Capelle” wird 1730 erwähnt und an der Nordseite des ehemaligen Langhauses soll sich die Jahreszahl 1791 befunden haben.
Das schiefrige Bruchsteinmauerwerk des Kirchturms stammt aus zwei Bauphasen. Für die Entstehung der ersten Phase liegen nur grobe Hinweise für das 15. Jh. vor. Die zweite Phase, wohl eine Aufstockung, entstammt der Mitte des 18. Jh.
Hinsichtlich des früheren Kirchenschiffes bleibt z. B. die Frage offen, ob im 15. Jh. vor die im Jahre 1336 erwähnte Kapelle der Turm gesetzt wurde, man die Kapelle erweiterte oder eine neue Kirche baute. Bei dem 1956 niedergelegten Kirchenschiff handelte es sich um einen auf dem Hunsrück verbreiteten barocken Landkirchentyp. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass bei
seiner Errichtung im 18. Jh. mittelalterliche Bausubstanz der Vorgängerkirche mit einbezogen worden war.
Die Urbarer Kirche besitzt zwei Glocken aus dem 15. Jh. Die kleinere Glocke ist die ältere. Die lateinische Inschrift lautet übersetzt: “Im Jahre des Herrn 1422 zu Ehren der heiligsten Jungfrau Maria”. Der bislang unbekannte Glockengießer könnte im Umfeld des 1421 erwähnten Meisters Gerlach von Frankfurt zu suchen sein.
Die große Glocke trägt in gotischen Minuskeln auf dem Mantelhals die Inschrift: “maria – hessen – ich – alle – bosse – weder – vor – driben – ich – meister – dille – von – hachenberg – gosse – mich”. Dann folgt die Jahreszahl, die in der neueren Literatur als 1449 gedeutet wird. Mit dieser frühen Glocke – so die “Inschriften des Rhein-Hunsrück-Kreises” – beginnt eine Reihe von elf im Rhein-Hunsrück-Kreis nachweisbaren Glocken aus dem umfangreichen Werk des weithin bekannten Gießers Tilmann von Hachenburg.
Im Juni 1888 schlug der Blitz in den Kirchturm ein und richtete offensichtlich einen größeren Schaden an, so dass 1891 Umbauarbeiten am Turm erfolgten, ein neuer Turmhelm aufgesetzt wurde und das Kirchenschiff ebenfalls ein neues Dach erhielt.
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(v.l.n.r) 1891 bis 1956 (Foto um 1953) - 1922 bis 1956 (Foto 1953) - 1957 (Foto 2008) |
Nachdem das barocke Kirchenschiff zu klein geworden war, wurde es 1956/57 durch ein neues Langhaus nach Plänen von Hans Geimer, Bitburg, ersetzt. Die Einweihung der neuen Kirche fand am 6. Oktober 1957 statt.
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Die Entwürfe für die 35 Kirchenfenster, die u. a. die kirchlichen Hochfeste, die sieben Sakramente und den hl. Georg darstellen, stammen von dem in Fachkreisen bekannten Trierer Künstler Jakob Schwarzkopf (+ 2001).
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IIm Jahre 1968 wurde der bereits erwähnte Barockaltar restauriert und fand als Sakramentsaltar zur Aufbewahrung und Verehrung des Allerheiligsten in der neuen Kirche wieder seinen Platz. Eine erneute Restaurierung war 2010 erforderlich. Auf der Rückseite der Nische, in der die Madonnenstatue steht, ist eine tief eingestemmte Inschrift erkennbar: “HER / IOHANNES GEBORS / WENDEL . MVDERS / SENDSCHEFFEN / 1715”. Es ist zu vermuten, dass Pastor Johannes Gebührs (IOHANNES GEBORS ist wohl eine mundartliche Variante) und die Sendschöffen Wendel und Muders den Altaraufsatz (Retabel) stifteten. Der Altartisch, die Mensa, mit einem von C-Schwungformen und Rocailles gerahmten Antependium verziert, ist jüngeren Datums.
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Die Marienstatue (Madonnentyp “Immaculata Conceptio” = Unbefleckte Empfängnis) des Barockaltars ist eine qualitätvolle Lindenholzskulptur aus der Mitte des 18. Jh. Über ihr befindet sich die Holzskulptur des hl. Bernhard von Clairvaux, entstanden um 1500. Links und rechts von ihm stehen die Holzskulpturen der hl. Mutter Anna mit Klein-Maria und des hl. Josefs mit dem Jesuskind. Das Entstehungsjahr für beide Figuren wird um 1715 angesetzt.
1970 erhielt die Kirche eine neue Orgel. Innenrenovierungen der Kirche erfolgten 1972 und 1999. Der Kirchturm wurde 1977 saniert und erhielt einen neuen Anstrich. In den Jahren 2005/2006 war eine Außenrenovierung der Kirche erforderlich. Der Turm erhielt komplett einen neuen Verputz und – wie das Kirchenschiff – einen neuen Anstrich.
Weitere Informationen zur Baugeschichte und Ausstattung der Kirche können einem 2008 erschienen Kirchenführer entnommen werden.
Er ist erhältlich beim Verfasser dieses Textbeitrages:
Franz Müller, Loreleystr. 8, 55430 Urbar, Tel.: 06741/1315,
E-Mail: fmueller.urbar@t-online.de