Spuren der Heiligen Elisabeth auch in St. Goar
Die Rheinfelsstadt hat eine besondere Beziehung zur thüringischen und hessischen Landesheiligen, die zum Symbol für den wiedererstarkten Katholizismus wurde.
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Die Heilige Elisabeth |
Das Jahr 2007 stand in Deutschland ganz im Zeichen der heiligen Elisabeth. Aber wer weiß schon, dass die große Heilige auch in St. Goar verehrt wird und wie es dazu kam.
Wer die katholische Kirche in St. Goar betritt, dem fällt im geöffneten Hochaltar auch ein Gemälde einer Heiligen im mittelalterlichen Gewand auf. Dabei handelt es sich um Elisabeth von Thüringen. Nach dem Heiligen Goar ist sie die zweite Patronin der Kirche, und damit hat es eine ganz besondere Bedeutung.
Doch der Reihe nach: Am 7. Juli 1207 wird Elisabeth als Tochter des Königs Andreas II. von Ungarn und Gertrud von Kärnten-Andechs-Meran auf Burg Sárospatak am Ufer der Bodrog in Nordungarn geboren. Anlässlich ihres 800. Geburtstages wurde daher das Jahr 2007 zum Elisabethjahr erklärt. Als vierjähriges Mädchen kam sie zur deutschen Erziehung an den thüringischen Landgrafenhof. Sie sollte später mit dem ältesten Sohn des Landgrafen, Hermann II., verlobt werden. Als dieser aber im Jahr 1216 stirbt, wird sie mit Ludwig, dem zweitältesten Sohn des Landgrafen, verlobt und wächst mit ihm zusammen auf.
1221 heiratet dann Ludwig IV. Elisabeth in der Eisenacher Georgenkirche. Elisabeth wird somit Landgräfin von Thüringen und residiert auf der Wartburg. Schließlich stirbt Ludwig IV. im Jahr 1227 auf einem Kreuzzug. Im Spätherbst 1227 verlässt Elisabeth die Wartburg und wechselt später nach Marburg in das Herrschaftsgebiet ihrer hessischen Verwandten, des Landgrafen von Hessen, über. In Marburg gründete sie im Jahr 1229 ein Hospital, benannte es nach dem heiligen Franz von Assisi, arbeitete dort selbst als Pflegerin und lebte in ärmlichsten Verhältnissen. Elisabeth starb am 17. November 1231 bereits mit 24 Jahren und wurde schon vier Jahre später heiliggesprochen. Ihr Grab befand sich in der Elisabethkirche in Marburg. Noch heute wird Elisabeth von Katholiken und Protestanten verehrt, sie ist Vorbild für tätige Nächstenliebe und gleichzeitig faszinierend als ungewöhnliche Frauengestalt ihrer Zeit. Elisabeth wird daher als Landesheilige sowohl von Thüringen wie auch in Hessen verehrt. Soweit in kurzen Ausführungen ihre Lebensgeschichte.
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Landgraf Philipp I. von Hessen |
Doch nicht nur in St. Goar verbot der Landesfürst die Verehrung am Grab des heiligen Goar. In Marburg ließ Philipp Elisabeths Gebeine, die als Reliquien verehrt wurden, 1539 aus dem Sarg der Elisabethkirche entfernen und an unbekannter Stelle beisetzen, um ihre religiöse Anziehungskraft zu beenden. Das von Elisabeth gegründete Hospital wurde in die Marburger Universität umgewandelt.
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Landgraf Ernst |
Nach langen Verhandlungen mit dem Hause Hessen-Kassel erhielt er am 18. März 1654 die Genehmigung, vor den Toren der Stadt St. Goar eine katholische Kapelle zu errichten. Vorher wurde bereits Ostern 1652 die heilige Messe in der Krypta der evangelischen Stiftskirche zelebriert.
Am 6. Juli 1660 wurde die neue katholische Kirche zu Ehren des heiligen Goar und –wie konnte es anders sein- zu Ehren der heiligen Elisabeth, der Urahnin des Landgrafen Ernst und Landesheiligen von Hessen, geweiht. Anstelle des alten Gotteshauses wurde dann die heutige katholische Pfarrkirche im neugotischen Baustil am 11. Juli 1896 auch wieder zu Ehren des heiligen Goar und der heiligen Elisabeth konsekriert.
Die Landesheilige von Hessen ist somit nach wie vor die zweite Patronin der katholischen Pfarrkirche zu St. Goar. In der Retabel des Hochaltares befindet sich ein Ölgemälde des Malers Brackel, Kevelaer, aus dem Jahre 1892, das die heilige Elisabeth darstellt.
Zwei Glocken von 1658, also noch von der Vorgängerkirche, sind ebenfalls dem heiligen Goar und der heiligen Elisabeth geweiht. Auch im katholischen Betsaal im St. Goarer Stadtteil Werlau gibt es eine Statue der heiligen Elisabeth.
So spiegelt sich also die hessische Landesgeschichte am Beispiel der heiligen Elisabeth auch in St. Goar wider.
Franz-Josef Schwarz, St. Goar